Ingo Elbe
XIV. Reichtum und Subjektivität
Wert, Charaktermaske und Fetischismus im Denken von Marx
Das Werk von Karl Marx ist „ein einziges kritisches Urteil über die seitherige Geschichte, in der die Menschen sich zu Objekten ihrer blind ablaufenden ökonomischen Dynamik haben herabwürdigen lassen“ (Alfred Schmidt).
Die Menschen werden in der Kritik der politischen Ökonomie aber nicht bloß als Objekte gesehen, sondern ihre Eigenschaft als Subjekte ist dort ein zentraler Gegenstand der Analyse. Schließlich ist es Marx’ Ziel, die Formen des gesellschaftlichen Reichtums (wie Ware, Geld und Kapital) als von Menschen gemachte, aber nicht beliebig gemachte, auszuweisen und so Bedingungen angeben zu können, unter denen eine Abschaffung dieser Reichtumsformen möglich erscheint.
Der Vortrag will eine kurze Einführung in einige grundlegende Kategorien des Marxschen Ansatzes geben und sie auf ihre Relevanz für eine Erklärung des modernen Subjekts, seiner spezifischen Handlungs- und Denkweisen, hin untersuchen. Dabei sollen drei Fragen im Zentrum stehen:
1. Spielen die menschlichen Subjekte eine Rolle bei der Entstehung der Formen des gesellschaftlichen Reichtums und wenn ja, dann welche?
2. Was bedeutet der Begriff der „Charaktermaske“ und warum hat er eine zentrale Bedeutung für die Gesellschaftskritik?
3. Der Begriff des Subjekts taucht bei Marx in vielfältiger Bedeutung auf: Vom Menschen, der im Warentausch zum Rechtssubjekt wird, bis hin zur Bezeichnung des Kapitals als „automatisches Subjekt“. Was steckt hinter dieser merkwürdigen Bezeichnung und welchen Bezug hat sie auf den Begriff des Fetischismus, mit dem Marx zu erklären beansprucht, wie sich auch den modernen Menschen ihre Welt als „verzauberte und verkehrte“ darstellt?
Der Vortrag soll schließlich ein Plädoyer dafür sein, dass das Nachdenken über Subjektivität ohne eine ökonomiekritische Fundierung keinen Sinn macht – gemäß dem Satz: Marx ist nicht alles, aber ohne Marx ist alles nichts.