Das öffentliche Leben. Zur Kritik an Hannah Arendts Wachstums-Kritik
Arendt zufolge sind die Beschleunigungs- und Wachstumsprozesse der modernen Ökonomie darauf zurückzuführen, dass die ehemals verborgen gehaltene Reproduktion des menschlichen Lebens zum Gegenstand der Öffentlichkeit wurde; der biologische Stoffwechsel des Menschen und die für ihn zu leistende Arbeit kolonisieren seitdem alle anderen Weltbezüge. Der Vortrag erläutert und hinterfragt die Grundannahmen dieser Zeitdiagnose. Dabei zeigt sich, dass Arendt i) Grundbegriffe wie ‚Arbeit‘ und ‚Herstellen‘ uneindeutig bestimmt, ii) gewisse sozialstrukturelle und ökonomische Tendenzen ihrer Zeit theoretisch überdehnt, indem sie sie als Endziele der Moderne ausgibt, und iii) mit dem biologischen Stoffwechsel keine tragfähige Erklärung für das von ihr beschriebene selbstreferentielle Wirtschaftswachstum anbietet.