Falko Schmieder

Die Denkfigur der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen

Zur Kritik und Aktualität einer Denkfigur

Die Denkfigur der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen gehörte lange zum Standardrepertoire des historischen Selbstverständigungsdiskurses der Moderne. Sie fehlt in keinem größeren Entwurf einer Theorie der bürgerlichen Gesellschaft und es gibt wohl kaum eine geistes-, kultur- und sozialwissenschaftliche Disziplin, in der sie nicht zum Einsatz gelangt und in jeweils fachspezifischer Perspektive ausgearbeitet worden wäre.
Umso schärfer tritt vor diesem langen Traditionshintergrund die Wendung zur Kritik hervor, die sich an den Aufstieg postmodernen Denkens seit den 1980er Jahren knüpft. Um die Frage der Relevanz und Aktualität der Denkfigur der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen angehen zu können, werden im ersten Teil in einem begriffs- und problemgeschichtlich orientierten Zugriff ihre historischen Dimensionen und Problemgehalte rekonstruiert. Das vorrangige Interesse ist die Darstellung des historischen Charakters und der inneren Historizität der Denkfigur sowie der Nachweis, dass ihre Entwicklung selbst durch die von ihr verhandelte Problematik der Ungleichzeitigkeit durchzogen und geprägt ist. Auf dieser Grundlage sollen dann im zweiten Teil die Argumente der Kritik und die in diesem Zusammenhang vorgeschlagenen Alternativen diskutiert und die Frage der Relevanz der Denkfigur erörtert werden. Es wird gezeigt, dass die Denkfigur unverzichtbar ist, um die mit der blinden Dynamik der modernen Gesellschaft unausweichlich verbundenen temporalen Konflikte und die historischen Dimensionen und Reservoirs der Archaik der Moderne zu bestimmen

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(erschienen in: Zeitschrift für kritische Sozialtheorie und Philosophie, Band 4, Heft 1-2 (Okt 2017)