Ingo Elbe
Postkolonialismus und Antizionismus
Input auf einer Veranstaltung des Mideast Freedom Forums Berlin (Audio-Datei)
Die jüngsten Skandale um Antizionismus und Antisemitismus auf der Documenta 15 oder im Rahmen der Konferenz „Hijacking Memory“ am Haus der Kulturen der Welt werfen Schlaglichter auf Entwicklungen, die nicht neu sind. Seit Jahren attackieren relevante Teile der deutschen Kunst- Medien- und akademischen Szene einen vermeintlich ‚provinziellen‘ Konsens des Gedenkens an den Holocaust, der Thematisierung von Antisemitismus und der Haltung gegenüber dem jüdischen Staat.
Dabei werden die Postcolonial Studies, die den Hintergrund für diese historisch-politischen Neuinterpretationen liefern, von einer höchst selektiven Deutung der nachkolonialen Welt dominiert. Man ist dort in der Regel desinteressiert am Genozid an den Armeniern, an der Vertreibung von mehr als achthunderttausend Juden aus den arabischen Ländern nach 1948, oder am jüngsten Genozid an den Jesiden, den aus Europa stammende Täter in Syrien und im Irak verübten. Postkoloniale Theorie analysiert kaum die materiellen Lebensbedingungen von Menschen in der nachkolonialen Welt und stellt dafür „Erfahrungen“, „Perspektiven“ und „Stimmen“ in den Vordergrund, die regelmäßig im Fokus "Israelkritik" münden.
Ingo Elbe und Vojin Saša Vukadinović werden das Ineinander von Kulturrelativismus und Antizionismus in diesen Debatten der letzten Jahre um koloniale und postkoloniale Geschichte und historisches Gedenken diskutieren.
Link zur Aufnahme: https://www.mideastfreedomforum.org/fileadmin/editors_de/Audio/Vortrag_Ingo_Elbe.mp3
Input auf der Veranstaltung "Von der Mbembe-Debatte zur documenta. Postkolonialismus und Antizionismus" mit Andreas Benl, Vojin Saša Vukadinović und Ingo Elbe (21.8.22) (https://www.mideastfreedomforum.org/veranstaltungen-20er-jahre/elbevukadinovic#c3383)