Hans-Ernst Schiller

Dialektik des Unbewussten

Sprache und primitives Denken nach Freud

Der Aufsatz untersucht den Freudschen Begriff des Unbewussten und seine Beziehung zur Sprache und zum archaischen Denken. Die Hauptthese besteht darin, dass Freuds Begriff des dynamisch Unbewussten von anderen Redeweisen des Unbewussten gut abgrenzbar und berechtigt ist, dass jedoch die Hypostasierung des Unbewussten zu einem eigenen Reich und einer eigenen Denkweise nicht gerechtfertigt werden kann. Die Hypostasierung des Unbewussten geht einher mit seiner Biologisierung im Begriff des Instinkts und in einer ausgeweiteten Version der Rekapitulationstheorie. Sie ist Teil einer ahistorischen Konzeption des menschlichen Wesens, die der Brauchbakeit Freuds für die Gesellschaftstheorie Grenzen setzt.

The essay is analysing Freud’s concept of the unconsciousness and its relation to language and to the archaic thinking. The main thesis is that Freud’s concept of dynamic unconsciousness is well defined and justified, that however the hypostasis of the unconsciousness as an original realm or system with a proper way of thinking cannot be legitimated. The hypostasis of the unconsciousness is connected with its biological interpretation in the concept of instinct and in a expanded version of the recapitulation-theory. The hypostasis is part of an unhistorical concept of the human essence, which limits the utility of Freud’s thinking for the theory of society.

zum Text:

(publiziert in: Zeitschrift für kritische Sozialtheorie und Philosophie Bd.1-Heft 1/2014 sowie in H.E. Schiller, Freud-Kritik von links, zu Klampen, Springe 2017)