Hendrik Wallat
Zur politischen Philosophie des Postmarxismus
In den letzten Jahren hat sich in der internationalen politischen Philosophie ein Diskurs um die sog. radikale Demokratie(theorie) etabliert. Deren prominenteste Akteure wie E. Laclau, Ch. Mouffe, J. Derrida, J. Rancière, A. Badiou etc. verstehen sich als explizit links(radikal) und antikapitalistisch, zugleich aber in weiten Teilen auch als postmarxistisch. Über alle Heterogenität hinweg verbindet sie ein emphatischer Begriff des Politischen, der nicht zuletzt einer ‘Dekonstruktion des Marxismus’ (Laclau/Mouffe) entspringt. Gegen ein solches Projekt wäre an sich nichts einzuwenden, wenn denn nicht zugleich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet würde. Vor dem Hintergrund der marxschen Theorie der Moderne entpuppt sich die radikale Demokratie(theorie) gleich in zweierlei Hinsicht als vorkritisch: Zum einen verkennt diese, getrieben von einem exaltierten (diskurs-idealistischen) Anti-Ökonomismus, die soziale und historische Formspezifik des Politischen und seiner Apparate in der kapitalistischen Gesellschaft, zum anderen ontologisiert sie das, was als ‘Wesen’ des Politischen ausgemacht wird.
(erschienen in: Devi Dumbadze/Ingo Elbe/Sven Ellmers (Hg.): Kritik der politischen Philosophie. Eigentum, Gesellschaftsvertrag, Staat II, Westfälisches Dampfboot, Münster 2010)