Ingo Elbe
Rechtsform und Produktionsverhältnisse
Anmerkungen zu einem blinden Fleck in der Gesellschaftstheorie von Nicos Poulantzas
Frieder Otto Wolf nannte einmal die Formanalyse des Staates und die strukturmarxistische Staatsanalyse „die beiden großen Initiativen zu einer Erneuerung des Marxismus als politische Theorie, die die 60er und 70er Jahre geprägt haben“. Diese Initiativen werden seit einigen Jahren wiederentdeckt und weiterentwickelt. Vor allem an den Untersuchungen des 1979 verstorbenen marxistischen Theoretikers Nicos Poulantzas ist ein immer stärkeres Interesse zu verzeichnen. Es wurde nicht nur sein Hauptwerk Staatstheorie im Jahre 2002 neu herausgegeben, außerdem erschien 2006 ein Sammelband, in dem beinahe sämtliche Aspekte von Poulantzas’ Schaffen systematisch betrachtet werden. In einigen Beiträgen dieses Bandes wird das Verhältnis von Poulantzas’ relationaler Staatstheorie zur sogenannten Staatsableitung bzw. deren Vorläufer Eugen Paschukanis thematisiert. Auch wenn ich die grundlegende Stoßrichtung der Darstellungen von Joachim Hirsch, John Kannankulam und Sonja Buckel teile, die Überlegungen von Poulantzas und Paschukanis nicht zu unvereinbaren Paradigmen zu stilisieren, so möchte ich doch die dabei m.E. voreilig vorgebrachte These, zwischen beiden bestünde ein ‚heimlicher Dialog’ , in Frage stellen. Zu diesem Zweck sollen hier Poulantzas’ Kritiken an den Ansätzen einer Formtheorie des Staates kurz beleuchtet und ihre Mängel herausgearbeitet werden.
(erschienen in: U. Lindner/ J. Nowak/ P. Paust-Lassen (Hg.): Philosophieren unter anderen. Beiträge zum Palaver der Menschheit, Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2008)