Sabine Nuss

Geistiges Eigentum im informationellen Kapitalismus

War Sacheigentumsrecht die bestimmende Rechtsform in der Industriegesellschaft, gilt nun geistiges Eigentum als in der „Wissensgesellschaft“ oder „Informationsgesellschaft“ zentrale Rechtsinstitution. Entsprechend wird geistiges Eigentum nicht selten als die Rechtsform des 21. Jahrhunderts betrachtet bzw. als „the Legal Form of the Information Age“ . Die Institution des geistigen Eigentums ist nun im informationellen Kapitalismus nicht allein deshalb so zentral, weil der technologische Fortschritt neue Produkte und Produktionsweisen generiert hätte, sondern weil diese Produkte und Produktionsweisen kapitalistisch „eingehegt“ werden müssen. Geistig-kreative Schöpfung, soll sie nicht gratis oder staatlich alimentiert allen verfügbar sein, sondern tatsächlich Handelsgut – also Ware – werden, muss entsprechend sozial formiert werden. Dieses „in Warenform bringen“ geistig-kreativer Schöpfung ist kein schlichter, harmonischer, unumstrittener Prozess, sondern Gegenstand von gesellschaftlichen Kämpfen im Kontext höchst asymmetrischer Macht- und Herrschaftsverhältnisse.

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(erschienen in: I. Elbe/S. Ellmers (Hg.), Eigentum, Gesellschaftsvertrag, Staat, Westfälisches Dampfboot, Münster 2009)