Athanasios Karathanassis
Marxsche Theorie, Regulationstheorie und das kapitalistische Naturverhältnis
Bislang dominierende gesellschaftlich-ökonomische Verhältnisse zur Natur sind wesentlich
gekennzeichnet durch ihre Rücksichtslosigkeit gegenüber ökosystemischen
Gleichgewichtsverhältnissen, die für eine artenvielfältige Natur zwingend sind, sowie durch Ignoranz
gegenüber ökonomisch nachhaltiger Praktiken, die zum langfristigen Bestand entwickelter
Zivilisationen erforderlich sind.
Eingriffe des Menschen in die Natur werden zwar in vielfältiger Weise thematisiert. Empirische
Evidenzen zur zunehmenden Ressourcenverknappung, zum wachsenden Missbrauch der Natur als
Senke vielfältiger Schadstoffe bis hin zu ihrer Zerstörung sowie Umweltkatastrophen sind hierbei
sowohl öffentlich in Massenmedien als auch in wissenschaftlichen Diskursen Gegenstand von
Auseinandersetzungen. Zumeist bleiben diese aber in naturwissenschaftlich-technischem Kontext, auf
subjektiv-moralisierender Ebene, oder in deskriptiv-normativen Betrachtungen verhaftet, so dass
das wirkliche Ausmaß und insbesondere die Ursachen o.g. Problematiken in ihren gesellschaftlichökonomischen
Zusammenhängen nur unzureichend thematisiert werden. Was zumeist fehlt, ist ein
kritisch-analytischer Diskurs gesellschaftswissenschaftlicher und naturwissenschaftlicher
Zusammenhänge sowie insbesondere Fragen nach den gesellschaftlich-ökonomischen Ursachen
eines kapitalistischen Naturverhältnisses, denn zum Verständnis dieses Naturverhältnisses bedarf es
nicht nur der Kenntnis von Entwicklungen, Funktionsweisen und Zusammenhängen in Naturprozessen
sowie der Beschreibung von Zuständen. Es bedarf zudem einer Kritik spezifisch ökonomischer
Gesetze, die in notwendigem Kontext zur Natur stehen, um das Verhältnis Natur-Kapital näher
bestimmen zu können.