Michael Gaul
Marx und Sraffa
Ziel des Beitrags ist der Nachweis, dass Piero Sraffa’s Produzione di merci a mezzo di merci aus
dem Jahre 1960 die Weiterentwicklung und Vervollkommung des zweiten Abschnitts des dritten
Bandes des Kapital ist. Die Analyse von Sraffa bewegt sich gleichzeitig auf der Ebene der
Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals und derjenigen von Produktionspreis und
Durchschnittsprofit. Diese Zusammenführung der beiden Darstellungsstufen ist notwendig aufgrund
der Logik der interindustriellen Verflechtungen, die im Zentrum der sraffianischen Analyse steht,
und deren Berücksichtigung die Voraussetzung für eine konsistente Bestimmung der
Produktionspreise und der allgemeinen Profitrate ist. Weil Sraffa dieses Grundproblem der
klassischen politischen Ökonomie erstmals konsistent gelöst hat, hat er, allerdings nur auf implizite
Weise, auch die Marxsche Verwandlung von Wert in Produktionspreis vollendet. Die Formulierung
des Sraffa-Produktionspreissystems mit Hilfe des Konzepts der vertikal integrierten Sektoren
(Pasinetti) erlaubt es, wie Giorgio Cingolani gezeigt hat, die Lösung des Marxschen Problems durch
Sraffa zu explizieren. Mit ihrer Sraffa-Aversion sitzen Marxisten daher einzig dem Mythos der
Neoricardianer auf, demzufolge es sich bei Marx und Sraffa um miteinander konkurrierende
„Versionen des surplus-approach“ handeln würde.
zuerst erschienen auf "NON" (http://non.copyriot.com/)