Sabine Nuss/ Michael Heinrich
Freie Software und Kapitalismus
Die Herausbildung weltweiter Verknüpfung von Computern und Computernetzen stellt nicht nur
selbst eine neue Kommunikationstechnologie dar, sondern bringt auch sukzessive neue
Informationsprodukte, Produktions- und Distributionsformen hervor. Musik, Literatur, Software
oder Filme gab es zwar schon vor dem Internet, aber mittels der Digitalisierung können die
„Netzinhalte“ (Text, Klang, Bild, Algorithmen) als Bits ohne größeren Aufwand und verlustfrei
(das Original „leidet“ nicht) vervielfältigt und direkt an die computerisierten Nutzer verbreitet
werden. Ein Zwischenhändler oder ein Distributor, der zugleich das Monopol auf die
Verwertungsrechte der Inhalte hat, wird damit obsolet. So kann ein Musiker sein neues Stück
direkt ins Netz stellen, ein Schriftsteller seinen Text, ein Programmierer seine Software.
Weiterhin kann an einem Informationsprodukt, wie beispielsweise Software, weltweit und
dezentral gearbeitet werden, vorausgesetzt die technische Infrastruktur und das Know-How sind
gegeben. Dieses Charakteristikum des Internet (Digitalisierung + weltweiter Transfer) stellt die Frage nach
den kapitalistischen Verwertungsmöglichkeiten von Informationsprodukten neu.
Vgl. auch das Buch "Copyright&Copyriot" von Sabine Nuss
(erschienen in: Streifzüge 1/ 2002)