Niklaas Machunsky
Bürgerkrieg und Partisanentum im Werk Carl Schmitts
Seit dem 11. September 2001 ist der internationale Terrorismus und insbesondere das Phänomen des Selbstmordattentats in das allgemeine Bewusstsein gelangt. Schon bei den Erklärungsversuchen, die unmittelbar auf das Ereignis vom 11. September folgten, wurde unter anderem auf die „Theorie des Partisanen“ von Carl Schmitt aus dem Jahr 1963 zurückgegriffen. Die Schmitt’sche Schrift bot sich dafür an, weil sie den Partisanen als einen irregulären Kämpfer theoretisch zu erfassen versucht und auch der Terrorist ein irregulärer Kämpfer ist. Beide, Terrorist und Partisan, sind Akteure des ‚Neuen Krieges‘, der sich dadurch auszeichnet, dass nicht mehr Staaten gegen Staaten kämpfen, sondern parastaatliche oder auch private Akteure zunehmend an die Stelle der Staaten treten.
Gemeinhin wurde die „Theorie des Partisanen“ herangezogen, um die Unterschiede zwischen dem Partisanen und den islamistischen Terroristen herauszustellen. Dieser Vergleich ist allerdings nicht das Thema dieser Arbeit, obwohl die Frage nach dem analytischen Potential im Hinblick auf die Gegenwart im Hintergrund stets eine Rolle spielt. Im Vordergrund steht hier jedoch die Problematik des Krieges und insbesondere des Bürgerkrieges im Werk von Carl Schmitt. Dabei unterscheiden sich die folgenden Überlegungen von denen der meisten anderen Darstellungen dadurch, dass das Selbstopfer als Kern des Politischen herausgearbeitet und als solches benannt wird
Inhalt
Einleitung
I. Schriften bis 1945
1. Metaphysisches Staatsrecht
1.1. Staat und Monarchie
1.2. Sein und Sollen
1.3. Der Staat als Vermittler
1.4. Die Entscheidung
2. Politische Theologie
2.1. Gewalt und Ordnung
2.2. Subjekt der Entscheidung
2.3. Sakralisierung des Politischen
2.4. Demokratie oder Diktatur
3. Volksstaat
3.1. Die Bedrohung des Politischen
3.2. Staatsvolk
3.3. Grenzen der Identität
3.4. Repräsentation
4. Feindschaft
4.1. Transformation des Volkes
4.2. Staatsmonopol Krieg
4.3. Das Intensitätsmodell
4.4. Staatenkrieg und Bürgerkrieg
4.5. Identitätsfindung
5. Der Kern des Politischen
5.1. Letzte Gegensätze
5.2. Antiliberalismus
5.3. Das Opfer
5.4. Der Bourgeois als Feind
6. Der Mythos der Nation
6.1. Nationaleinheit
6.2. Dialektik und Diktatur
6.3. Sterben für die Nation
7. Das Ende des Staates
7.1. Der Leviathan
7.2. Öffentlicher und privater Glauben
7.3. Universalismus und Partikularismus
8. Ordnung und Ortung
8.1. Konkrete Ordnung
8.2. Substanzielle Institutionen
8.3. Der Nomos der Erde
II. Die Theorie des Partisanen
1. Der Partisan des Geistes
1.1. Selbstinterpretation und Mythologisierung
1.2. Der Verlierer
1.3. Kampf und Theorie
2. Der neue Träger des Politischen
3. Charakterisierung des Partisanen
3.1. Erstes Kriterium: Irregularität
3.2. Zweites Kriterium: Mobilität
3.3. Drittes Kriterium: Politisches Engagement
3.4. Viertes Kriterium: Der tellurische Charakter
4. Subjekte der Feindschaft
5. Die Geschichte des Politischen
5.1. Napoleons revolutionärer Krieg
5.2. Der Partisan als Figur des Weltgeistes
5.3. Der Partisan als Klassenkämpfer
5.4. Die Dialektik von Berufsoffizier und Berufrevolutionär
5.5. Lenin und Mao
6. Kontinuität und Anpassung
6.1. Rückprojektion
6.2. Unterschiede
6.3. Standpunktwechsel?
7. Die Ambivalenz der Theorie des Partisanen
8. Der wirkliche Feind
8.1. Die eigene Gestalt
8.2. Salan und Yorck
8.3. Der wahre Feind: „Der Jude“
9. Der entfesselte Acheron
9.1. Der unmittelbare Weg zum Heil
Schluss
(Copyright by N. Machunsky)