Olaf Kistenmacher
Tilman Tarach: Teuflische Allmacht
Über die verleugneten christlichen Wurzeln des modernen Antisemitismus und Antizionismus
Nicht nur von Einzelpersonen wird mitunter gesagt, sie sähen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Auch bei Gesellschaften kann es vorkommen, dass ihnen das Offensichtliche verborgen ist, dass sie es nicht erkennen – beziehungsweise nicht wahrhaben wollen. Es gehört zur Allgemeinbildung zu wissen, dass der moderne Antisemitismus christliche Wurzeln hat. Trotzdem ist der christliche Antisemitismus in den öffentlichen Debatten der vergangenen 20 Jahre selten Thema gewesen. Der Fokus lag viel häufiger auf der Judenfeindschaft unter Muslim:innen oder innerhalb der politischen Linken. Dass sich die Debatten eher darum drehten, liegt unter anderem daran, dass bereits die Existenz einer antisemitischen Tradition im Islam oder eines linken Antisemitismus bestritten wird. Die Existenz eines christlichen Antijudaismus würde niemand bestreiten.
Aber, darin ist Tilman Tarach zuzustimmen, eine „Aufarbeitung des christlichen Antisemitismus“ steht noch aus. Denn „Aufarbeitung“ würde mehr bedeuten, als die Geschichte zu kennen.
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