Thomas Land
Henrike Kohpeiß: Bürgerliche Kälte
Affekt und koloniale Subjektivität
Henrike Kohpeiß` Buch beansprucht weit mehr, als die aus postkolonialen Diskussionszusammenhängen hinlänglich bekannte Figur des Othering, also die Begründung des Eigenen durch die Abgrenzung gegenüber einem Fremden und Anderen, abermals - nur diesmal anhand von Affekten und Gefühlen - zu illustrieren. Während nämlich postkoloniale Beiträge zumindest implizit dem aufklärerischen Ideal folgen, durch Transparenz, Reflexivität und Selbstkritik eine herrschaftskritische Wirkung zu erzeugen, sieht Kohpeiß keine Möglichkeit, der kolonialen Verstrickung zu entkommen, solange der Westen einem europäischen Denken verhaftet bleibt, das auf der Ausbeutung und der Unterdrückung eines kolonialen Anderen basiert. Als Ausweg plädiert Kohpeiß für einen radikalen Bruch mit dem autonomen Subjekt, wie es die europäische Aufklärung entworfen hatte. Ob Kohpeiß Alternativen überzeugen, wird im Rezensionsessay diskutiert.
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