Hendrik Wallat

Stefan Breuer: Kritische Theorie. Schlüsselbegriffe, Kontroversen, Grenzen

Man kann gleichermaßen überrascht wie gespannt sein, wenn Stefan Breuer nach fast drei Jahrzehnten Abstinenz eine Studie zur Kritischen Theorie vorlegt. Während das frühe Werk des Soziologen eine ganze Reihe subtiler, durchaus streitbarer Beiträge zur Kritischen Theorie umfasst , denen es, wie er einleitend schreibt, um „Theoriegeschichte in systematischer Absicht“ (1f.) ging, bewegte sich sein weiteres wissenschaftliches Schaffen auf gänzlich anderen Bahnen. Nachdem Breuer das Projekt aufgeben hatte, insbesondere an Adornos Negative Dialektik anschließend eine historisch ausgerichtete soziologische Theorie zu entfalten , lieferte er nunmehr im Akkordtempo herausragende Studien zur historischen Soziologie des Staates , zur politischen Ideengeschichte der Rechten und zu Max Weber , von denen nicht wenige als Standardwerke gelten können, mit denen er sich als einer der bedeutendsten (ideen-)geschichtlich orientierten soziologischen Theoretiker der Gegenwart im deutschsprachigen Raum profilierte. Von Kritischer Theorie war freilich nahezu nichts mehr zu finden, wofür an erster Stelle die eingehende Beschäftigung mit Max Weber „[a]usschlaggebend“ gewesen sei, der ihn vom Weg eines „‚soziologischen Hegelianismus‘ (Schluchter)“ (2) abgebracht habe – und Breuer lässt den Leser auch von Anfang an nicht im Unklaren: Einen Weg zurück zur Kritischen Theorie – worunter er konsequent allein die Arbeiten von Adorno, Horkheimer, Marcuse und in Teilen Fromms rubriziert – als soziologischem Programm gibt es für ihn nicht. Angesagt sei vielmehr ihre konsequente Historisierung, die keinesfalls ihre Leistungen abstrakt negiere, ihre Gesamtkonstruktion aber (dem Anspruch nach) der immanenten Brüchigkeit und des endgültigen Scheiterns überführe. Dieses Vorhaben, das sich, wie Breuer unterstreicht, auf die „soziologische Dimension“ (3) der klassischen Kritischen Theorie beschränkt, sich hinsichtlich ihrer „philosophischen Grundlagen“ aber „Zurückhaltung“ (2) verschreibt, wird in sieben Studien verfolgt, „die für sich gelesen werden können, jedoch aufeinander verweisen.“ (3)

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