Ingo Elbe
Dirk Braunstein: Adornos Kritik der politischen Ökonomie
Wer sich mit den Schriften Theodor W. Adornos beschäftigt, begibt sich auf ein Minenfeld,
das weniger mit Adorno selbst als mit den Konstellationen der Rezeption seines Werks zu tun
hat. Machen die einen noch jede ‚dialektische’ Kapriole und geschichtsphilosophische
Marotte des Meisters mit und verbitten sich jedwede Kritik als ‚positivistischen Szientismus’
(ohne sich jemals mit diesem beschäftigt zu haben), so gilt den anderen die Betonung der
Relevanz vieler Adornitischer Gedanken für das Begreifen der Situation des bürgerlichen
Subjekts im Postnazismus als Affirmation der ‚Praxisferne’ und als akademische
Selbstverliebtheit. Ein neuralgischer Punkt der permanenten Auseinandersetzungen um
Adornos Werk ist dabei vor allem dessen Verhältnis zu Marx’ Kritik der politischen
Ökonomie.
(in gekürzter Form erschienen in: Widerspruch. Münchner Zeitschrift für Philosophie 54/2011)