Ingo Elbe
Dieter Wolf, Kritische Theorie und Kritik der politischen Ökonomie
In diesem Jahr wird die ökonomiekritische Debatte der Bundesrepublik nach Michael
Heinrichs vorzüglicher Einleitung in die Kritik der politischen Ökonomie und seiner Kritik an
W.F. Haugs traditionsmarxistischer Deutung des ‚Kapital’ mit Dieter Wolfs umfangreichem
Aufsatz um einen weiteren substantiellen Beitrag bereichert.
Neben einer impliziten Kritik an Haugs historisierender Lesart der Marxschen Methode und
einer Behandlung einzelner Thesen von Heinrich und Backhaus, steht die Auseinandersetzung
mit Helmut Reichelts postmarxscher Geltungstheorie des Werts4 im Vordergrund. Wolf macht
sich allerdings vornehmlich daran, Ansätze einer positiven Rekonstruktion der – im bisherigen
Marxismus selten mehr als eine inhaltsleere Phrase darstellenden – Marxschen Methode eines
‚Aufsteigens vom Abstrakten zum Konkreten’ zu liefern. Er geht dabei in umgekehrter
Reihenfolge vor: Von den komplexeren Formen des dritten Kapitels des ersten ‚Kapital’-
Bandes ausgehend, belegt er die zentrale epistemologische Funktion, die Marx der
„Abstraktionskraft“ bei „der Analyse der ökonomischen Formen“ zugesprochen hat. Der Kern
des Wolfschen Vorhabens besteht in der Aufweisung des systematischen Zusammenhangs der
ersten drei Kapitel und ihres Charakters als „methodisch erforderlicher"
Abstraktionsstufen in der begrifflichen Entschlüsselung des „Daseins“ der kapitalistischen
Produktionsweise.
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(zuerst veröffentlicht in: "Z" Nr. 62/ 2005)