Hendrik Wallat
Christine Zunke: Kritik der Hirnforschung
Neurophysiologie und Willensfreiheit
Waren es Ende der 1990er die Gen- und Biotechnologie die als Life-Science Karriere machten, so ist in den letzten Jahren die Hirnforschung zur neuen (ideologischen) Leitwissenschaft aufgestiegen. Haben jene primär die Sozial- und Kulturwissenschaften herausgefordert, indem sie deren Gegenstände in Natur zu retransformieren trachteten, so attackiert diese primär die Philosophie samt ihrer Grundfragen nach Erkenntnis und Freiheit, nach Materie und Idee, Leib und Seele. Wenn man es als unrühmlichen Hochmut von Philosophen bezeichnen kann, wenn diese die Naturwissenschaft, zumeist weder vertraut mit ihren Methoden und Ergebnissen, noch mit ihrer sozialen Bedeutung, abschätzig, womöglich noch ob ihrer Geistlosigkeit, ignorieren zu können meinen, so ist das, auf eine ähnlich lange Tradition zurückblickende, Charakteristikum des philosophierenden Naturwissenschaftlers der ausgesprochene Dilettantismus. Diesen Sachverhalt hat die Philosophin Christine Zunke in ihrer Studie ‚Kritik der Hirnforschung. Neurophysiologie und Willensfreiheit’ in einer bestechenden und überaus stringenten Argumentation darlegt, die nicht weniger darstellt als eine Destruktion der Annahmen und Folgerungen der sich zur Philosophie berufen fühlenden Hirnforschung.
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