Isa Klasen
„Ein Stück weit alles ganz anders“. Adornos ästhetische Theorie und die Kunst der Gegenwart
Gegenwärtig gibt es immer wieder Versuche, sich aktuelle Zugänge zu Adornos ästhetischer Theorie zu verschaffen: Da diese den Anspruch auf eine andere gesellschaftliche Praxis formuliert, sei sie aktueller denn je. Adornos Ästhetik müsse jedoch zunächst aus ihrer Erstarrung gelöst, anschließend revidiert und vom überzogenen utopischen Anspruch befreit werden. Dann ließen sich auch Phänomene der Gegenwartskunst (wie etwa Intermedialität oder Installation) mit Adorno begreifen. Berufen wird sich zumeist auf Adornos Bemerkungen zur Montagetechnik und zu einer Verfransung der Künste, die eine Möglichkeit zur Revision seiner heute überholten Vorstellungen anzeigten und an die sich heute folglich anknüpfen ließe.
Der Vortrag möchte dagegen zeigen, daß der Versuch, Adornos ästhetische Theorie für die Gegenwart und ihre „Mikro-Utopien“ aufzubereiten, scheitern muß – die meisten künstlerischen Verfahren lassen sich aufgrund ihrer Eigenschaften nicht mit Adornos Begriff von Kunst in Übereinstimmung bringen. Überdies soll deutlich gemacht werden, daß hier Adornos Ästhetik gerade dessen beraubt wird, was sie ausmacht: Kritik an Verhältnissen, in denen es nicht auf freiere und spielerischere Gestaltungsmöglichkeiten und die Einübung anderer Verhaltensweisen ankäme, sondern „zart einzig das Gröbste“ wäre: „daß keiner mehr hungern soll“.