Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft

Kein Fußbreit der Multitude! Zur Kritik des Postoperaismus

Der so genannte Postoperaismus Antonio Negris und anderer, der in der Linken als wichtiger „Theorieansatz“ gehandelt wird, ist im Kern die frohe Kunde von der Multitude, die sich mittels autonomer Kooperation bereits hier und heute den Produktionsprozess angeeignet habe – womit für das Kapital nur noch die Rolle eines äußerlichen „Parasiten“ bleibt. Ironischerweise verkehren die Postoperaisten mit dieser Entgegensetzung ein zentrales Anliegen ihrer vermeintlichen Vorläufer ins Gegenteil: Jene marxistischen Dissidenten im Italien der 1960er Jahre nämlich, die als Operaisten bekannt werden sollten, hatten sich gerade der Kritik der Fabrik verschrieben, die der offiziellen Arbeiterbewegung gleichsam als Vorbote des Sozialismus galt. Die politische Programmatik der Postoperaisten hat dann auch mehr mit der etatistischen Arbeiterbewegung gemein, als ihre schillernden Begriffsschöpfungen zunächst vermuten lassen könnten: „Aus der sozialistische Affirmation der Arbeiterklasse ist die reformistische der ‚Multitude’ geworden, aus dem gerechten Lohn das Grundeinkommen für alle, aus dem Vaterland der Werktätigen das Recht auf universelle Staatsbürgerschaft – die postmoderne Wiederkehr von allem, was schon an der alten Arbeiterbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts faul war.“ (Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft, 28 Thesen zur Klassengesellschaft)

aktuelle Veröffentlichung: Kosmoprolet 1/2007