Jan Hoff
Die Schule des Kozo Uno - ein japanischer Versuch, das Marxsche "Kapital" neu zu schreiben
Der japanische Ökonom Kozo Uno (1898-1977) erarbeitete kurz nach dem Zweiten Weltkrieg einen Versuch, das Marxsche „Kapital“ neu zu schreiben, wobei er eine inhaltliche Neufassung von großen Teilen des Marxschen Werks anstrebte (insbesondere in Fragen der Werttheorie und bestimmter Probleme des 3. Bandes). Von entscheidender Bedeutung war für Uno die strikte Differenzierung unterschiedlicher Abstraktionsebenen, einerseits innerhalb seiner Neufassung des „Kapital“, andererseits innerhalb der marxistischen Theorie generell. Uno leistete mit seiner Theoriebildung einen bedeutenden Beitrag zur Überwindung des Marxismus-Leninismus und zur „Entstalinisierung“ der japanischen Linksintelligenz. Seine Schule gehörte lange Zeit zu den bedeutendsten theoretischen Strömungen innerhalb eines Landes, auf dessen intellektuelle Kultur die Marxsche Ökonomiekritik einen außerordentlich großen Einfluss ausgeübt hat. Hoff erläutert in seinem Vortrag die methodologischen Grundgedanken Unos und ordnet seine Schule in die historische Entwicklung der japanischen Marx-Rezeption ein. Unos historische Verdienste sollen gewürdigt werden, doch darf nicht übersehen werden, dass Unos „Kapital“-Rekonstruktion auch mit berechtigter Kritik konfrontiert werden kann.
aktuelle Veröffentlichung: Jan Hoff,
Karl Marx und die "ricardianischen Sozialisten",
Köln 2008