Urs Lindner
‚Critical Realism’ und die postmarxistische Konstellation. Neuere Anschlüsse an Marx in Großbritannien
Von der neueren britisch-marxistischen Debatte sind in Deutschland vor allem die Sozialgeschichte E.P Thompsons, der ‚Cultural Materialism’ von Raymond Williams und Stuart Hall sowie der ‚Postmarxismus’ von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe angekommen. Eine einseitige Rezeption, denn seit den 1970er Jahren hat sich in Großbritannien ausgehend von der Zeitschrift Radical Philosophy eine philosophische Diskussion um Marx entwickelt, die in Deutschland ihresgleichen sucht. Aus diesem Kontext heraus ist der zunächst maßgeblich von Roy Bhaskar geprägte ‚Critical Realism’ entstanden – als ein wissenschaftstheoretischer Ansatz, der Einsichten aus den Debatten um ‚wissenschaftlichen Realismus’ mit solchen von Marx zusammenführt. Heute handelt es sich um eine relativ breite, neben Bhaskar vor allem von Margaret Archer und Andrew Sayer repräsentierte Strömung, die beansprucht, gegenüber Empirismus und Konstruktivismus/Poststrukturalismus eine dritte philosophische Position zu formulieren. Der Vortrag wird diskutieren, inwiefern das gelingt und welche theoretischen und politischen Optionen sich dadurch in der postmarxistischen Konstellation auftun.
aktuelle Veröffentlichung: Urs Lindner,
Anti-Essentialismus und Wahrheitspolitik:
Marx, Foucault und die neuere Wissenschaftstheorie.
In: Prokla 151/2008